Gedanken zu beliebten Ausflüchten – Teil 1 von ∞.
Viele Menschen behaupten, etwas ändern zu wollen. Dies vermute ich zumindest hinter ihren Schilderungen von Situationen, die ihnen nicht gefallen. Sie beklagen sich gelegentlich, sind mit sich und der Welt nicht zufrieden. Ich erlebe dies sowohl im privaten Umfeld wie im Beruf – von mitarbeitenden und führenden Personen, von Eignern und Chefs. Gelegentlich spiegeln sie gleichzeitig ihre eigenen Verhinderer wider, die einer Veränderung entgegen wirken. Hier drei Beispiele von vielen.
Ich weiß, dass Veränderungen sich nicht mit links bewältigen lassen. Seit den 1970er Jahren erlebe ich Menschen in Veränderungssituationen, bin selbst durch große gegangen. Mir hilft es, meine eigenen Verhinderer zu entlarven und dann eine Entscheidung zu treffen: Will so weiter machen wie bisher oder will ich etwas ändern? So bekomme ich Klarheit für den eigenen Weg.
Keine Zeit
Sicher kennen Sie die Geschichte des Waldarbeiters, der auf einen gut gemeinten Rat antwortet: ›Ich habe keine Zeit, meine Säge zu schärfen. Ich muss sägen.< Es wird immer etwas anderes zu tun geben, als sich um die wichtigen Dinge zu kümmern. Es ist eine Falle zu glauben, alles sei gleich wichtig. Diese Überzeugung ist Ursache für Stress.
Unternehmerinnen und Unternehmer werden auf Dauer Schwierigkeiten bekommen, wenn sie nur im, statt am Unternehmen arbeiten. Dann bleibt die Säge ungeschärft, die Strategie nicht ausformuliert, die Ziele und Aufgaben nicht klar kommuniziert – Innovationen fehlen, Angebot und Kundenbedürfnisse klaffen auseinander.
Gewohnheit
Sicher kennen Sie den Satz: Das haben wir immer schon so gemacht. Was gestern richtig war, muss heute nicht falsch sein. Doch wenn sich das Umfeld ändert, kann Tradition zur Falle werden. Es sei denn, man findet so eine kleine, feine Nische, in der man sich es gemütlich machen kann.
›Gewohnheit ist der härteste Klebstoff der Welt‹, kalauerte ein Beraterkollege stets. Doch wann ist eine Ver(haltens)änderung wichtig? Wenn es dem Unternehmen und den Beteiligten gut geht, kann es gerne so bleiben. Doch wenn sich ein Zustand der Unzufriedenheit einstellt, könnte man über einen Kurswechsel nachdenken.
Ohnmacht
›Ich alleine kann ja nichts machen‹, höre ich Menschen manchmal sagen. Dann bleibt nur noch Abwarten und Tee trinken bis sich die Situation von allein auflöst. Genau so verhalten sich manche, bleiben unzufrieden – und leiden. Wieder andere klagen stets außerhalb des Unternehmens oder prahlen gar, was sie ändern würden, wenn …
Kein Matrose würde so denken, wenn Wasser ins Schiff läuft. Er würde sofort reagieren. Wenn er alleine nichts ausrichten kann, schlüge er Alarm und würde Hilfe holen. Sein Leben hinge davon ab. Und irgendwie hängt auch das (Arbeits-)leben der ohnmächtig Resignierenden von ihrer Haltung ab. Sie sterben nur einen viel langsameren Tod, wenn sie so weitermachen wie bisher.
Kritische Fragen
Haben Sie andere wiedererkannt oder gar sich selbst? Ich glaube, die beschriebenen Verhaltensweisen sind menschlich – oder antrainiert. Doch muss das so bleiben? Vielleicht wollen Sie noch einen Schritt weiter (mit mir) gehen. Fragen Sie sich doch einmal selbst:
- Will ich in einer Beziehung, einer Situation so weitermachen wie bisher?
- Oder will ich etwas ändern – und mich neu ausrichten?
- Was will ich selbst wirklich zu einer Veränderung beitragen – und dafür auch Verantwortung übernehmen?
- Was will ich für eine wirkliche Veränderung aufgeben und loslassen – oder wo will ich mehr leisten als jetzt?
- Wann darf es mit der Veränderung losgehen – oder wie lange will ich noch warten?
Erfolgsfaktoren für Wandel
Auf dem Weg der Veränderung ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen: Es braucht eine klare Entscheidung, die Veränderung anzugehen – die Bereitschaft. Zu dieser Entscheidung gehört Mut. Veränderung beginnt in jedem einzelnen, in mir selbst. Auf dem Weg kann es sinnvoll sein, sich Hilfe zu holen – Verbündete innen oder außen.
Der Kraftaufwand wird sicher höher sein, als würde man weitermachen wie bisher. Deswegen dürfen und sollen Veränderungen auch Spaß machen. Kleine Siege zu feiern und sich Erfolge bewusst zu machen, gehört dazu.
Jeder ist wichtig
Diejenigen, die sich nicht entscheiden können, werden links liegen oder stehen gelassen. Doch auch diese Menschen beziehe ich mit ein. Gerade bei Veränderungen in Unternehmen ist ihr Wissen, ihre Erfahrung wertvoll. Ihre gelegentlich lästig wirkenden Bedenken sind Erwartungen, an denen einer Veränderung messen lassen muss. Diese Kritiker gilt es zu überzeugen, statt mundtot zu machen. Es sei denn, es sind Saboteure.
Viele Gegner von Veränderungen haben Angst, etwas zu verlieren: Macht, Einfluss, Wissen, Position oder Arbeitsplatz. Diese Bedenken haben oft existenzielle, bedrohliche Dimensionen. Gerade dann lade ich sie ein, sich einzubringen und den einen oder anderen Veränderungsschritt zu versuchen. Und sie dabei zu unterstützen.
Ich habe gute Erfahrungen gemacht, wenn Anlass und Voraussetzungen für Wandel allen Beteiligten von Anfang an deutlich sind. Sodann kann der Kurswechsel mit ihren Fähigkeiten und Ideen gestaltet werden – kann ich die Weisheit der Vielen aktivieren.
Ihre Meinung
… interessiert mich. Welche Veränderungsverhinderer kennen Sie noch? Kennen Sie die Schwierigkeiten, sich selbst, Ihr berufliches Umfeld, Ihr Unternehmen zu verändern?
Schreiben Sie mir Ihre Meinung, Ergänzungen und Fragen unten als Kommentar – auch und gerne anonym. Die eingegebene Mail-Adresse sehe nur ich persönlich.
Ich danke Ihnen.
Tom Müller