Die Motivation wächst – auch in Krisenzeiten

© Sondem - Fotolia.com
© Sondem – Fotolia​.com

Wenn es anstren­gend wird, hilft Gruppenintelligenz, den Teamgeist zu wecken.

Die Arbeit in der letz­ten Woche war anspruchs­voll und her­aus­for­dernd. Einer mei­ner Klienten ist in einem schrump­fen­den Markt zuhau­se. Die Halbjahreszahlen spra­chen ein deut­li­ches Bild: Wenn es so wei­ter geht, droht die Insolvenz; knapp ein­hun­dert Arbeitsplätze sind gefähr­det. Nun war sofort eine Kurswende ein­zu­lei­ten – in allen Köpfen. Inhaber, Führung und Mitarbeitende ver­trau­ten dabei der Weisheit der Vielen.

Gemeinsam mit mir rief die Geschäftsführung eine Gruppe von Mitarbeitern aus ganz unter­schied­li­chen Bereichen zu einem Arbeitstreffen zusam­men, mit dem Ziel: Schnell grei­fen­de Maßnahmen ent­wi­ckeln, die sofort im Unternehmen umge­setzt wer­den kön­nen – ohne zusätz­li­che Investitionen.

Der Start: Brandrede und Bitte

Der Tag star­te­te mit eine scho­nungs­lo­sen Präsentation der Ergebnisse durch die Geschäftsführung. Mit die­ser Nachricht ver­band sie die Bitte, an die­sem Tag an Lösungen zu arbei­ten. Die Unternehmensleitung war nicht Teil des Arbeitskreises, um frei von Vorbehalten und Ängsten arbei­ten zu kön­nen. An Ende des Tages sie wie­der hin­zu, sich Empfehlungen der Runde abzu­ho­len und not­wen­di­ge Genehmigungen für die Umsetzung zu ertei­len. Alle waren sich einig, dass der Kurswechsel am nächs­ten Tag begin­nen würde.

Die Chance: Selbsteinschätzung und Potenzial

Erstaunlich emp­fand ich die Selbsteinschätzung der Runde zur Effektivität des Unternehmens und des Steigerungspotenzials. In einer anony­men Umfrage ermit­tel­te ich die Einschätzung der mög­li­chen Effizienzsteigerung. Sie betrug im Durchschnitt 23 Prozentpunkte. Dies weck­te die Einsicht Vieler: Jeder hat es selbst in der Hand, sei­nen eige­nen Arbeitsplatz zu sichern, indem er mit­ar­bei­tet. Es ging dar­um die­ses Potenzial jetzt zu akti­vie­ren. Und so dreh­te sich die Haltung in der Runde wie von selbst: Von Betroffenheit in Richtung Lösungsorientierung.

Die Route: Kreativität am Rande des Chaos und Struktur bei der Umsetzung

Gemeinsam in der gro­ßen Runde wur­den Themen- und Handlungsfelder mit kurz­fris­ti­gen Effekten gesam­melt und nach Chancen geord­net. Wie so oft, las­sen sich die­se Themen in zwei gro­ße Gruppen unter­tei­len: Mehr Umsatz und gerin­ge­re Kosten. Kleinere Arbeitsgruppen gin­gen nun dar­an, Lösungen zu erarbeiten.

Die Herausforderung für mich ist an sol­chen Tagen – gera­de wenn es wirt­schaft­lich eng und zeit­kri­tisch wird: Zum einen genug Raum für Diskussionen und Kreativität zu las­sen, sodass wirk­lich neue Lösungen ent­ste­hen kön­nen. Zum ande­ren Struktur zu geben und zu unter­stüt­zen, dass die für die Umsetzung not­wen­di­gen Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Termine ein­stim­mig ver­ein­bart wer­den – sich im Protokoll ver­bind­lich wiederfinden.

Der Doppelnutzen: Krisenbewältigung und Motivationssteigerung

Das bemer­kens­wer­tes­te an die­sem Tag: Die Stimmung der Mitarbeitenden und ihre Motivation stieg an – und das über einen wirk­lich sehr arbeits­rei­chen und anspruchs­vol­len Tag. Die Frage nach der per­sön­li­chen Befindlichkeit [als Zahlen wert 0 – 100] ergab am Morgen einen Durchschnittswert von 59 % in der Gruppe. Bis zum Abend klet­ter­te die­ser Wert auf 79 %!

Resümee

Ich den­ke, hier wir­ken ver­schie­de­ne Faktoren zusam­men, die die­sen posi­ti­ven Effekt her­bei­füh­ren. Die Führung hat sich mit Klarheit und der Bitte um Unterstützung den Tag ein­ge­lei­tet. Sie hat den Anspruch los­ge­las­sen, es selbst bes­ser zu kön­nen, die Lösung zu ken­nen. Dazu gehört Mut, Offenheit und Vertrauen in die Mitarbeitenden – in deren Kreativität und ihre Gruppenintelligenz. Darüber hin­aus haben die Mitarbeitenden die­se Aufgabe ver­ant­wor­tungs­voll ange­nom­men, sich im Verlauf des Tages mehr dem Potenzial und den Chancen gewid­met als der Suche nach Schuldigen –zugleich acht­sam mit­ein­an­der und kon­zen­triert auf das gemein­sa­me Ziel.

Ich freu mich über den Mut der Unternehmensleitung auch in kri­ti­schen Situationen, dem eige­nen Team und mir zu ver­trau­en. Meine Aufgabe an einem sol­chen Tag ist, das vol­le Potenzial der Weisheit der Vielen zu akti­vie­ren – sie zu ermäch­ti­gen, alles Hilfreiche zu erken­nen, die Chancen gut und effek­tiv zu erken­ne und umzusetzen.

Diese Arbeit tun zu kön­nen, die ent­spre­chen­den Fähigkeiten und Erfahrungen zu haben, macht mich dank­bar. Ohne es geplant zu haben, bin ich zu einem Spezialisten für Veränderungsprozesse gewor­den – in der Branche, in der ich mei­ne beruf­li­che Karriere begann. Die theo­re­ti­schen und uni­ver­sell gül­ti­gen Gesetzmäßigkeiten, wie die­se Prozesse ablau­fen, ver­dan­ke ich mei­ner Lehrerin Dr. Christina Kessler.

Bitte um Kommentare

Haben Sie Anmerkungen dazu oder Fragen?
Schreiben Sie die­se ger­ne unten in das Kommentarfeld – oder schi­cken Sie mir eine Mail.
Vielen Dank.
Tom Müller

Auch wenn es knif­fe­lig wird kann es Spaß machen.

Sichere Kurz-URL die­ser Seite ➜ https://​griq​.de/​e​n​17Q