Wer fragt, der führt …

Wie Gruppenintelligenz bei Veränderungen hilft – Teil 2

Eisberg-Fragezeichen © freshidea - Fotolia.com

Der ers­te Teil die­ser Beitragsserie beschäf­tig­te sich mit der Bereitschaft, Veränderungen anzu­neh­men. Doch wie geht es dann wei­ter? Häufig erle­be ich, dass es erst ziem­lich schlimm wer­den muss, bis man sich auf den Weg macht. Dann höre ich Fragen wie: Wo fängt man an? Was zuerst und was danach? Wie sicher stel­len, nicht in den alten Trott zu ver­fal­len? Auch hier hilft die Weisheit der Vielen. Doch eins nach dem anderen …

In Gruppenintelligenz-Kreisen beglei­te­te ich seit über zehn Jahren vie­le hun­dert Menschen. Sie haben mutig ihre Themen ein­ge­bracht und oft auch bewäl­tigt. Ein struk­tu­rier­ter Ablauf hilft der Gruppe, sich schnell einem Problem zu nähern und eine Fülle neu­er, oft ein­zig­ar­ti­ger Ideen und Ansätze zu ent­wi­ckeln. Die Effekte spre­chen für sich – und die Rückmeldungen.

In vita­len Besprechungen und Gruppenintelligenz-Kreisen tren­ne ich den Ablauf Themenbearbeitung kon­se­quent in drei Phasen:

  • Urheber: ilze79 | 123RF Lizenzfreie Bilder #59918582 | http://de.123rf.com/profile_ilze79 | toy cubes with numbers 1,2,3 on whiteInformations-Phase,
  • Kreativ-Phase,
  • Auswertungs-Phase.

Dieser Teil der Beitragsserie ›Wie Gruppenintelligenz … hilft‹ beleuch­tet die Informations-Phase.

Informationen sind das Fundament für alles Weitere

Der öster­rei­chi­sche Komponist Anton Bruckner for­mu­lier­te plau­si­bel: ›Wer hohe Türme bau­en will, muss lan­ge beim Fundament ver­wei­len<. Solide Informationen sind die Basis – bes­ser Startrampe – für den gesam­ten wei­te­ren Ablauf. Hier lohnt es sich, auf­merk­sam zu sein.

Die wich­tigs­te Information ist: Wo soll es hin­ge­hen, was ist zu klä­ren, die Frage, das Thema? Gute Voraussetzungen sind die gemein­sa­me Ausrichtung auf und Zustimmung zum Ziel, sowie ein ein­heit­li­ches Verständnis des­sel­ben. Dies gilt für vita­le Besprechungen mit Ergebnissen, agi­le Mitarbeit in Gruppen, den gemein­sa­men Flow des Teams – eben gene­rell für Gruppenintelligenz.

In offe­nen Kreisen wid­met sich die Gruppe der Teilnehmenden aus­gie­big der Klärung des Auftrages. Meist hilft es, wenn das Thema als Frage for­mu­liert wird. Diese Fragen sind und waren stets außer­ge­wöhn­lich viel­fäl­tig – im beruf­li­chen wie im pri­va­ten Kontext:

  • Wie kön­nen wir mehr neue Kunden gewinnen?
  • Wie schaf­fe ich es, erfolg­reich in die Selbstständigkeit zu kommen?
  • Wie kom­men wir in die Gewinnzone mit Produkt X?
  • Wie kann ich in Konflikten offen und fle­xi­bel bleiben?
  • Was kann ich tun, mei­ne Beziehung zu verbessern?
  • Wie dele­gie­re ich so, dass ich das bekom­me, wor­um ich bitte?
  • Wie kann ich mich ablö­sen und auf eige­ne Füße stellen?
  • Wie setz­te ich Grenzen ohne zu verletzen?
  • Was muss ich tun, mei­ne Berufung zum Beruf zu machen? 
    • Und vie­le mehr.

Informationsaustausch bedingt Achtsamkeit und Konzentration

In der Informations-Phase geht dar­um, alle not­wen­di­gen Fakten mit der Gruppe zu tei­len. Der Kreis erfährt die Details zu Umfeld und Historie des Themas. Wie ist kon­kre­te Situation, wie kam es dazu, was wur­de bis­her ver­sucht und geschah daraufhin?

Im Anschluss an die­se Phase haben alle Teilnehmenden die Aufgabe, wei­te­re Informationen zu beschaf­fen, eige­ne Fragen zu stel­len. Hier offen­bart sich eine typi­sche Falle im Ablauf, die uns im Alltag oft zum Verhängnis wird. An die­sem Punkt im Ablauf wer­den oft schon Lösungen in die Runde gewor­fen oder Vorschläge bewer­tet und gar dis­ku­tiert. Dazu ist es in der Regel viel zu früh. Die nega­ti­ven Effekte:

  • Lösungen wer­den aus der Hüfte geschos­sen, ohne die Zusammenhänge genau beleuch­tet, erfah­ren oder ver­stan­den zu haben. Dann wird es zäh, Vieles muss erklärt und kor­ri­giert werden.
  • Derjenige, um den es geht, kommt zuneh­mend unter Druck, weil es sich anfühlt, als müs­se man sich dau­er­haft erklä­ren, gar recht­fer­ti­gen. Andere neh­men schein­bar die Haltung ein, mög­li­che Lösungen zu ken­nen – es bes­ser zu wissen.

Der zu frü­he Einstieg in die Lösungsfindung ver­hin­dert, dass Informationen wei­ter flie­ßen kön­nen – dass alle Umstände deut­lich wer­den. Das Gruppensystem ist in wech­seln­de Richtungen unter­wegs, kommt aus dem Rhythmus und dem Flow.

Urheber: garloon | 123RF Lizenzfreie Bilder #58116601 | http://de.123rf.com/profile_garloon | Fragezeichen | domino pieces forming question mark over wooden tableNützlicher ist es, bei Fragen zu blei­ben. Diese allein lösen schon eine Fülle von Lösungsansätzen und neue Suchprozesse beim Problemeigner aus.

Fragen, fra­gen, fra­gen – und in die Ecken leuchten

In der offe­nen Fragerunde wäh­rend der Informationsphase geht es dar­um, alle mög­li­chen Details zu ent­hül­len. Was könn­te hier hilf­rei­cher sein, als Fragen zu stel­len? Hier sind ›ech­te Fragen‹ gefragt!

Wir haben es alles irgend­wann ein­mal gelernt: Offene Fragen begin­nen mit Fragewörtern – ›W‑Wörtern‹ wie hier: Wann, war­um, was, wem, wen, wer, wes­halb, wes­sen, wes­we­gen, wie, wie­so, wo, woher, wor­an, wozu.

Der Vorteil offe­ner Fragen: Man erfährt mehr aus der Perspektive der Befragten. Die Antworten zeich­nen ein wesent­lich grö­ße­res, detail­rei­che­res Bild. Bei geschlos­se­ne Fragen blei­ben Antworten rela­tiv frucht­los – wenn man nur mit Ja oder Nein ant­wor­ten kann.

Fragekompetenz ist eine ent­schei­den­de Führungsqualität

In der Informations-Phase ler­nen Teilnehmende mei­ner Veranstaltung eines der wich­tigs­ten Handwerkszeuge für die Kommunikation: Fragen stel­len. Eine Fähigkeit, die essen­zi­ell und wert­voll ist für Verständnis und Verständigung. Sie ist ein Führungsinstrument und soll­ten bes­tens beherrscht werden.

Richtig fra­gen ist eine Herausforderung. Es hilft außer­or­dent­lich, wenn sich Fragende genau über­le­gen, was sie eigent­lich vom Gegenüber wis­sen wol­len. Ich beob­ach­te oft, dass nur eige­ne Annahmen über­prüft wer­den sol­len. Die lenkt den Befragten zu sehr in eine bestimm­te Richtung. Diese Gefahr besteht bei geschlos­se­nen Fragen mehr, offe­nen deut­lich weni­ger. Dieses ten­den­ziö­se Risiko wird durch Gruppenintelligenz wei­test­ge­hend aus­ge­schlos­sen. Wenn auch nicht ganz.

Urheber: krasyuk | 123RF Lizenzfreie Bilder #30916334 | Werkzeug-Sammlung | many tools in tool box, isolated on white background | http://de.123rf.com/profile_krasyukFragekompetenz hilft im Alltag unge­mein – ob im pri­va­ten oder beruf­li­chen Umfeld. Wer fra­gen kann, hat das Führungswerkzeug Nummer 1 im Werkzeugkasten. Weder Coaches, Therapierende, Beratende noch Verkaufsverantwortliche kom­men ohne die­se Kernkompetenz aus.

Wie schön wäre es, wenn es gelän­ge, ech­te, offe­ne Fragen zu stel­len und sich auf die Beschaffung von Informationen zu kon­zen­trie­ren. So erhiel­ten Besprechungen, Veränderungs- oder Kreativ-Prozesse ein wirk­lich soli­des Fundament für Verständigung und Verständnis.

Allein die­se Phase in einem Gruppenintelligenz-Kreis zu erle­ben lohnt schon den Besuch – und sich hier üben zu können.

Wie Gruppenintelligenz-Kreise in der Kreativ-Phase arbei­ten, erläu­te­re ich Teil 3 die­ser Beitragsserie.

Fragen, Anregungen, Meinungen

Portrait Tom Müller ~ Gruppenintelligenz-Coach ~ DüsseldorfGibt es Anregungen, Meinungen, Ergänzungen zu vita­len Besprechungen oder der Informations-Phase? Ich freue mich auf Fragen, Reaktionen und Kommentare.

Vielen Dank.
Tom Müller, Gruppenintelligenz-Coach

Komplette Beitragsserie

Alle Beiträge der Serie ›Wie Gruppenintelligenz bei Veränderungen hilft‹ hier:

Weiterführende Informationen

Feedback zu Gruppenintelligenz-Kreisen

Viele Teilnehmende haben bestä­tigt, dass sich ihre Themen, Herausforderungen, Aufgaben und Probleme nach den Besuchen eines Gruppenintelligenz-Kreises in Richtung (Auf-)Lösung bewe­gen. Manchmal wie von selbst, schein­bar ganz leicht.

Rückmeldungen von Teilnehmenden …

Die nächs­ten Termine

Die nächs­ten Gruppenintelligenz-Kreise in den Regionen …

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Bildnachweis

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