Welchen Tod wol­len wir wen ster­ben lassen?

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Es gibt wohl nur ganz weni­ge, die wäh­rend des Lockdowns genau­so wei­ter­le­ben wie zuvor. Eine unvor­stell­ba­re Menge an Menschen ist mehr oder weni­ger stark beein­flusst – rund um den Globus. Selbst die­je­ni­gen jam­mern oder war­ten auf Besserung, die die Maßnahmen für unver­zicht­bar hal­ten oder gar alter­na­tiv­los. Doch statt gemein­sam nach einem Weg aus der Virenkrise zu suchen, macht sich lang­sam aber sicher immer mehr Egoismus breit. Ganz unbe­merkt denkt es in einem: Möge doch die­se und jene Gruppe wei­ter ein­ge­schränkt blei­ben, aber bit­te doch nicht ich. Das ist ein bedenk­li­cher Trend – und es geht auch anders: #GemeinsamGehtDasBesser …

Lassen wir die Alten ster­ben oder die Wirtschaft?

So lau­tet die Alternative, könn­te man mei­nen: Menschenleben gegen öko­no­mi­sche Prosperität. Dabei mei­nen vie­le gar nicht Wirtschaft als sol­che. Sie mei­nen ihren eige­nen Wirtschaftszweig. Ob nun Kunst- und Kulturschaffende, Friseurbetriebe, Gastronomie, Eventtechnikunternehmen, Sauna- & Wellness-Betrieben und vie­le mehr: Es trifft meist klei­ne Einzelunternehmen und den Mittelstand. Viele davon sind schon am Ende oder ver­zwei­feln noch an digi­ta­len Antragsverfahren, die nicht funk­tio­nie­ren und wofür es kei­ne Hotlines gibt. Doch wol­len wir, die wir da in der Krise sind, wirk­lich Menschenleben gegen unser Geschäft auf­rech­nen? Wohin jedoch mit der Verzweiflung oder Wut, dass gro­ßen Playern gene­rös und ohne schwie­ri­ge Antragsverfahren gehol­fen wird – mit dem Hinweis, sie sei­en systemrelevant?

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Doch Vorsicht: eines gegen das ande­re auf­zu­rech­nen, ist da wenig hilf­reich – gar unmög­lich. Wollen wir wirk­lich für das wirt­schaft­li­che Überleben, zum Beispiel der Modebranche, einen Kollaps der inten­siv­me­di­zi­ni­schen Einrichtungen ris­kie­ren? Wir kön­nen Äpfel zwar mit Birnen ver­glei­chen, aber nicht wirk­lich auf­rech­nen. Zumal eine der­ar­ti­ge Logik die Polarisierung der Gesellschaft noch wei­ter vor­an­treibt. Jeder hat da sei­ne sub­jek­ti­ve Sicht. Doch wenn die­se Perspektive erst ein­mal zum Ich-oder-die-ande­ren gewor­den ist, folgt die Entwicklung dem der­zei­ti­gen Trend: Eine Gemeinschaft wird gespal­ten in Gegner und Befürworter von Maßnahmen – Nutznießer und Verlierer.

Wie kann es anders gehen?

Seit Jahrzehnten arbei­te ich in Unternehmen in Krisensituationen, wo sich etwas schnell und nach­hal­tig ändern soll. Dabei fol­ge ich einer leicht ver­ständ­li­chen Logik des krea­ti­ven Miteinanders. Ich bin über­zeugt, so kann es gehen:

Wir wer­fen unse­re Ideen zusam­men und erzeu­gen dar­aus gemein­sam dar­aus durch die Bewertung jeder ein­zel­nen Option ein Meinungsbild. Es geht dabei erst ein­mal weni­ger um eine sofor­ti­ge Entscheidung, son­dern um das krea­ti­ve Potenzial in unser aller Köpfe und eine Fülle an Ideen.

Das Meinungsbild dient dazu her­aus­zu­fin­den, wo wir nah bei­ein­an­der­lie­gen. Es wird sicht­bar, wel­che Ideen ver­ei­ni­gen die größ­te Akzeptanz auf sich, um dann zu über­le­gen: Was machen wir dar­aus? Ich glau­be fest dar­an, dass es mit der Weisheit der Vielen und auf die­se Weise bes­ser funk­tio­nie­ren kann als bis­her. Ich glau­be: #GemeinsamGehtDasBesser …

Und wenn schon jetzt jemand bestimm­te Gruppen gedank­lich von die­sem Prozess aus­schlie­ßen möch­te; ihnen die Fähigkeit zur Teilnahme an einer gemein­sa­men Ideensammlung abspre­chen will, ist das die Fortsetzung der Unterscheidung in Wir und Ihr – einer Spaltung, die für eine Gesellschaft gefähr­lich wer­den kann. Hier emp­feh­le ich einen Blick auf die Trump-Ära in den USA und was sie auslöste.

Kann unse­re Politik über­haupt Zukunft gestalten?

Viele hät­ten sich gewünscht, dass die Politik in die­ser Krisenzeit bes­ser per­formt. Dass die da oben es mana­gen, denn dafür wür­den sie ja bezahlt. Sie sind ja die gewähl­ten und beauf­tra­gen Volksvertreter. Doch so rich­tig zufrie­den sind anschei­nend weni­ge mit dem Versuch, Schritt für Schritt vor­an­zu­kom­men – gewis­ser­ma­ßen einem Test von Agilität im Management der Bundesrepublik.

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Sascha Lobo treibt in sei­ner Kolumne im Spiegel [1] die deut­sche Regierungspolitik vor sich her – ins­be­son­de­re die Kanzlerin. Sie nimmt er als Synonym für eine ver­wal­ten­de, statt gestal­ten­de Politik. Er schlägt den Vertretern der Regierungskoalition die eige­nen Zitate um die Ohren: „Dieser Winter ist hart. Aber wir haben unser Ziel kla­rer vor Augen, immer kla­rer“ (Angela Merkel), „Zug um Zug“ (Jens Spahn), „Auf Sicht fah­ren ist das Einzige, was hilft“ (Markus Söder). Er bemerkt treff­si­cher, dass vie­le Fehler schon vor Jahren und Jahrzehnten gemacht wur­den, deren Effekte sich jetzt in der Krise bemerk­bar machen.

Ich den­ke, die Corona-Krise ist wie ein Kosmetikspiegel, der aus­schließ­lich Pickel ver­grö­ßert; ein Röntgenbild, das nur die erkrank­ten Regionen her­vor­hebt. Sie ist, wie so vie­le ande­re Engpässe zuvor, ein idea­les Diagnosewerkzeug. Sie zeigt uns Schwachstellen auf in Politik, Wirtschaft, im Gesundheitssystem, der Gesellschaft, in der Balance zwi­schen unter­schied­li­chen Bedürfnissen und unse­rer Fähigkeit, gemein­sam Visionen zu ent­wi­ckeln – oder wenigs­tens mit­ein­an­der zu entscheiden.

Ich fol­ge Lobo in der Argumentation, die Politik schafft es nicht, weil sie nur den Status quo im Blick hat und auf Sicht fährt. Politiker schei­nen im bes­ten Fall Verwalter zu sein – auch wenn sie sich selbst immer wie­der mit krea­ti­ven Wortschöpfungen einen indi­vi­du­el­len Touch ver­lei­hen wollen.

Doch ist die­ses Verwaltungsverhalten ein Wunder? Wie will man Zukunft gestal­ten, wenn man in Legislaturperioden denkt – oder nur an sei­nen Stuhl in einem der vie­len Parlamente? Von die­sen Menschen Visionen zu ver­lan­gen ist das­sel­be, als wür­de man dem Kapitän einer Rheinfähre eine Ozeanüberquerung zutrauen.

Wie es sonst gehen kön­ne, wer­den eini­ge viel­leicht fra­gen. Dazu soll­ten wir uns erst ein­mal einig wer­den: Wenn etwas so nicht zufrie­den­stel­lend funk­tio­niert, soll­ten wir es dann mit noch mehr Energieaufwand wei­ter­ma­chen – oder wol­len wir gemein­sam etwas Anderes pro­bie­ren? Sie schla­gen den Hammer auch nur eine begrenz­te Zeit und mit noch mehr Wucht auf den bereits krum­men Nagel. Oder doch, weil die Wut sich breit­ge­macht hat?

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Ich plä­die­re dafür, die­se geball­te Energieladung in eine ande­re, posi­ti­ve­re Richtung zu len­ken. Statt immer lau­ter zu meckern, soll­ten wir unse­re Köpfe zusam­men­ste­cken und ein­fach ein­mal einen neu­en Weg aus­pro­bie­ren. Ich glau­be fest dar­an: #GemeinsamGehtDasBesser …

Diejenigen, die jetzt behaup­ten, zum Ausprobieren hät­ten wir kei­ne Zeit, sind dabei mit dem Hammer wei­ter auf die Wand ein­zu­dre­schen – obwohl der Nagel schon her­un­ter­ge­fal­len ist. Wir soll­ten zügig ande­re oder meh­re­re Ideen zusam­men­wer­fen, bevor noch mehr krea­ti­ve Ideen und Gehirnzellen in der Panikmache vor die Hunde gehen – oder gar Unternehmen, Existenzen und Menschen.

Was wol­len wir anders machen?

Zunächst ein­mal soll­ten wir uns über ein paar Dinge einig sein:

  1. Weiter so, ist kei­ne Option.
  2. Bei sich selbst anzu­fan­gen, ist zuver­läs­si­ger als auf ande­re zu warten.
  3. Jetzt ist der Zeitpunkt, etwas zu verändern.

Können wir uns auf die­se Punkte einigen?

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Wenn ja, machen wir jetzt wei­ter und sofort den nächs­ten Schritt.

Wer jetzt anfan­gen möch­te, zu dis­ku­tie­ren, zu argu­men­tie­ren oder zu jam­mern, braucht nicht mehr wei­ter­le­sen (Siehe die Punkte 1 – 3 oben). Niemand ande­rer wird es so gut (für uns) erle­di­gen, wie wir selbst, wenn wir aktiv wer­den. Also soll­ten wir jetzt unse­re Gehirnhälften zusam­men­wer­fen und Ideen for­mu­lie­ren und gemein­sam bewer­ten. Denn #GemeinsamGehtDasBesser …

#GemeinsamGehtDasBesser

Ich beschäf­ti­ge mich seit fast zwei Jahrzehnten mit der Weisheit der Vielen – und spa­re mir hier lan­ge Erklärungen. Die kön­nen in den ande­ren, unten genann­ten Quellen nach­ge­le­sen werden.

Wir soll­ten gemein­sam fol­gen­des probieren:

  1. Wir sam­meln gemein­sam vie­le Ideen, wie wir zusam­men aus der Corona-Krise her­aus­kom­men können;
  2. Dann bewer­ten wir jeden Vorschlag für sich allein, als wäre es die ein­zi­ge Idee, die uns zur Verfügung steht.
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Für jeden Vorschlag geben wir Punkte ab, die die Höhe unse­rer Einwände zu die­ser Maßnahme ange­ben. Deswegen nennt man sie Widerstandspunkte. Die Widerstandspunkte haben auf der Skala von 0 bis 10 Punkten in etwa fol­gen­de Bedeutung:

  • 0 Punkte = für mich okay;
  • 1 – 3 Punkte = leich­te Bedenken;
  • 3 – 6 Punkte = mitt­le­re Bedenken;
  • 7 – 9 Punkte = schwer­wie­gen­de Bedenken;
  • 10 Punkte = maxi­ma­le Bedenken, gar Widerstand.

Anhand die­ser Bewertung vie­ler unter­schied­li­cher Menschen ent­steht eine Landkarte von Vorschlägen, was wir gemein­sam für mög­lich erach­ten – wirkt Gruppenintelligenz, die Weisheit der Vielen. Aus die­sem Meinungsbild erge­ben sich Vorschläge oder Kombinationen aus Ideen, die wir für Erfolg ver­spre­chend halten.

Was haben wir zu ver­lie­ren? Also los!

➜ Hier geht es zur Ideensammlung und Bewertung zur Fragestellung: ›Wie kom­men wir gemein­sam gut durch die Corona-Krise?‹ …

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Portrait Tom Müller
Tom Müller · Gruppenintelligenz & Magic✯Meetings

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Quellen & Verweise

[1] Sascha Lobo im Spiegel ›Verfahren auf Sicht‹ …

Bildnachweise

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