Wer die Zukunft meis­tern möch­te, soll­te schnell und sicher entscheiden.

Ent­schei­den kön­nen ist Kri­sen­kom­pe­tenz – Teil 1

Seit Beginn der Digi­ta­li­sie­rung und nicht zuletzt durch das Inter­net scheint die Zukunft immer schnel­ler auf uns zuzu­kom­men. Schein­bar zwangs­läu­fig fegt eine Kri­se nach der ande­ren durch unser Leben – ob pri­vat oder beruf­lich. So man­cher sehnt sich nach der guten alten Zeit zurück. Doch die ist vor­über. Es gilt, in die Zukunft zu bli­cken – und zu schau­en, wel­che wesent­li­che Kern­kom­pe­tenz wir drin­gend für das vor uns lie­gen­de Zeit alter erwer­ben soll­ten: Sicher ent­schei­den zu können.

Nach der Kri­se ist vor der Kri­se, könn­te man mei­nen. Es gibt kaum Ver­schnauf­pau­sen. Das Coro­na­vi­rus war Aus­lö­ser einer neu­er­li­chen Kas­ka­de wei­te­rer Zuspit­zun­gen: Lie­fer­ket­ten, Fach­kräf­te­man­gel, Abfer­ti­gung im Fracht- und Flug­ver­kehr. Hin­zu kom­men der Krieg in der Ukrai­ne und die wie ein Damo­kles­schwert über uns schwe­ben­de Kli­ma­kri­se als Endzeitszenario.

Kri­sen

Den Bla­sen an Finanz­märk­ten gin­gen meist Pha­sen regu­lie­ren­den Ein­grei­fens des Staa­tes vor­aus. Fach­leu­te hat­ten der­ar­ti­ge Effek­te erah­nen kön­nen. Inzwi­schen haben wir es jedoch mit Ver­wer­fun­gen zu tun, die anschei­nend aus dem Nichts kom­men, uns von einem Extrem uns ande­re schleudern.

Nur ganz weni­ge hät­ten ver­mut­lich die Coro­na­kri­se vor­her­sa­gen kön­nen und die Effek­te. Ver­mut­lich wären oder sind die­se War­nun­gen als eben­so unglaub­lich und unwahr­schein­lich abge­tan wor­den, wie die ange­kün­dig­ten Pegel­stän­de vor der Flut­ka­ta­stro­phe im Ahr- oder Erfttal.

Was soll uns das sagen? Was haben wir zu lernen?

Ent­schei­den

Ange­sichts der zuneh­men­den Geschwin­dig­keit dras­ti­scher Ver­än­de­run­gen soll­ten wir alle ler­nen, schnel­ler und den­noch siche­rer zu reagie­ren. Dabei geht es auch um Ein­zel­per­so­nen – wie wir uns selbst ver­hal­ten oder aus der Affä­re zie­hen. Mehr noch: Wie wol­len wir als Gesell­schaft, in Unter­neh­men, Teams, Koope­ra­ti­ons­netz­wer­ken, Genos­sen­schaf­ten oder Ver­ei­nen reagie­ren? Es geht dar­um, wie wir ange­sichts äuße­rer Ein­fluss­fak­to­ren oder gar Bedro­hun­gen die Zusam­men­ar­beit und das Zusam­men­le­ben sicher und fle­xi­bel gestal­ten können.

Ein wesent­li­cher, wenn nicht gar essen­zi­el­ler Aspekt ist, gemein­sam schnell, sicher, gut und kon­flikt­frei zu entscheiden

Ein Bei­spiel: Die Crew einer Segel­jacht möch­te einen Hafen anlau­fen. Von Back­bord nähert sich eine dunk­le Wol­ken­front, die gele­gent­lich durch Blit­ze insze­niert wird. Sie zieht lang­sam in Rich­tung Kurs, der auf den Hafen zuführt. Die Sport­boot­schif­fer bera­ten, was zu tun ist. Einer meint, wir ver­su­chen es auf direk­tem Weg. Eine ande­rer meint, noch fünf Minu­ten auf Kurs wei­ter­zu­se­geln und dann zu ent­schei­den. Ein wei­te­rer meint, Segel ref­fen und Kurs hal­ten, not­falls in den Wind dre­hen und das Unwet­ter abwet­tern. Der für das Schiff ver­ant­wort­li­che Skip­per ent­schei­det, ein groß­räu­mi­ges Manö­ver zu fah­ren und weit Kurs vor­zu­hal­ten, die Wet­ter­front vor­bei­zie­hen zu las­sen und in gro­ßem Bogen zu umse­geln. Die Crew ist nicht glück­lich, denn so wer­den aus der einen Stun­de zum siche­ren Hafen und wohl ver­dien­ten Abend­essen min­des­tens drei. Dies ist ein Bei­spiel für eine Exper­ten­ent­schei­dung, die auf Erfah­rung fußt.

Doch was machen wir, wenn wir uns auf dem Kurs in völ­lig unbe­kann­tes Ter­rain bewe­gen? Da fällt der Begriff: Auf Sicht fah­ren oder navi­gie­ren. Das heißt, sich vor­sich­tig, Schritt für Schritt vor­zu­wa­gen und in kur­zen Abstän­den die Fort­schrit­te zu über­prü­fen. Ob man das nun agi­le oder lean nennt, ist dabei zweit­ran­gig. Ich bin über­zeugt, es wird mehr klei­ne Schrit­te geben und damit viel häu­fi­ger etwas zu entscheiden.

Fort­set­zung

Die­se drei­tei­li­ge Arti­kel­se­rie wid­met sich dem The­ma Ent­schei­dun­gen tref­fen. Im letz­ten Teil wid­me ich mich dem magi­schen Geheim­nis, wie man gemein­sam schnell, sicher und trag­fä­hig in Mee­tings und Ver­samm­lun­gen ent­schei­det. Im ➜ nächs­ten Teil erfah­ren Sie, war­um auch eine per­sön­li­che und Ein­zel­ent­schei­dung etwas mit Grup­pen­in­tel­li­genz zu tun hat.

Die­ser Arti­kel erschien zuerst im Fach­ma­ga­zin Eti­ket­ten-Labels, Aus­ga­be 5 – 2022, Sei­te 77.

Bei­trags­in­for­ma­tio­nen

Alle Tei­le die­ses Beitrags

  1. Wer die Zukunft meis­tern, möchte …
  2. Grup­pen­in­tel­li­genz ist mehr …
  3. Gemein­sam schnell, sicher und nachhaltig …
Autor
Tom Mül­ler
(Foto: Moritz Kaschel, Wup­per­tal;
Loka­li­tät: Zur Gol­de­nen Idee, New Work Lab, Düsseldorf)
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