Wenn Reden Silber ist und Schweigen Gold – was ist dann Zuhören?

Wenn wir ande­re ver­ste­hen wol­len würden

›Zuhören in die­sem tie­fen Sinne ist ein Geschenk‹, sagt Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen im Interview (1) – und meint damit die nicht ego­zen­tri­sche Form des Zuhörens. In der sehr akti­ven Form der Zuwendung liegt auch der Keim für ein Erfolgsrezept, wenn es um effek­ti­ve Besprechungen und Versammlungen geht.

Er soll­te es wis­sen. Professor Prof. Dr. Bernhard Pörksen lehrt am Fachbereich Philosophie-Rhetorik-Medien am Institut für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität in Tübingen.

Zwei Arten des Zuhörens

Foto: kra­ken­images via Unsplash

Die Art des Zuhörens unter­schei­det er in zwei ver­schie­de­ne Varianten: dem Ich-Ohr-Modus, der ego­zen­tri­schen Variante und sei­nem Gegenteil, dem Du-Ohr-Modus. Im Deutschlandfunk Kultur spricht er von ›Wachstumsschmerzen der Medien- und Kommunikationsevolution‹ und ver­or­tet uns ›in einer Phase der men­ta­len Pubertät‹ durch und beim Umgang mit den Neuen Medien.

Ich sehe die­sen Effekt hin­ein schwap­pen in alle Arten von Meinungsaustausch, wie in Besprechungen und Versammlungen. Er ist für mich die Ursache für die Schwierigkeit, in Meetings ohne Beziehungsstörungen zügig zu Ergebnissen und gemein­sam zu trag­fä­hi­gen Entscheidungen zu kommen.

Echtes Zuhören ist Platin

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Coach Jürgen Willmann spricht in sei­nem Buch Erwachsenes Zuhören (2) vom ›nor­ma­len neu­ro­ti­schen Zuhören‹ – beschreibt es als das unbe­ding­te Zu-Wort-kom­men-Wollen, das Ich-ich-ich. Vielen ken­nen den dar­aus resul­tie­ren­den Ping-Pong-Effekt in Diskussionen, wo vie­le gleich­zei­tig reden, jedoch nie­mand zuhört. Beim erwach­se­nen Zuhören, so Willmann, folgt man der Absicht, ande­re ver­ste­hen zu wol­len. Was sonst könn­te der Sinn von Zuhören sein?

Verstehen wol­len bedeu­tet, sich dem ande­ren Menschen zu wid­men – zu Gast zu sein in sei­ner Gedankenwelt, mit ihm dort Zeit zu ver­brin­gen. Ich habe eben­so wie Pörksen den Eindruck, es mit so etwas wie einer puber­tie­ren­den, fast klein­kind­haf­ten Haltung zu tun zu haben: Ich, nur ich, ich allein und ich zuerst. Diese wird durch die Möglichkeiten digi­ta­ler Medien und Kommunikation noch verstärkt.

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Als wir noch Bücher lasen und uns aus Zeitungen infor­mier­ten, konn­ten wir Kommentare hand­schrift­lich am Spaltenrand anbrin­gen. Doch waren die­se Marginalien in ers­ter Linie für uns selbst gedacht. Heute sind sie gleich­zei­tig ein Impuls in die (digi­ta­le) Welt – wie unse­re Kommentare bei Facebook oder LinkedIn, die den Autoren auch im Schlaf errei­chen, wenn er dies zuließe.

Auch wenn digi­ta­le Kommunikationsmedien nicht die eigent­li­che Ursache sind – und auch nicht die Generationen X bis Z und deren Eltern: Social Media und Messenger ver­stär­ken den Effekt, dass mei­ne Arbeit, mei­nen Ablauf, mei­ne Konzentration zu jeder Zeit unter­bro­chen wer­den könn­te durch ande­re. Es sei denn, ich unter­neh­me aktiv etwas dage­gen. Etwa, indem ich mich bewusst orga­ni­sie­re und/​oder die Benachrichtigungseinstellungen von Apps ent­spre­chend konfiguriere.

Realer Meinungsaustausch

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Leider geben auch öffent­lich-recht­li­che Talkshows kein gutes Vorbild ab, wenn es um Zuhören geht. Und das, obwohl die­se doch einen Bildungsauftrag haben. Dort wird ein­an­der unter­bro­chen und auf eine Weise geant­wor­tet, die kei­nen Bezug zur zuvor gestell­ten Frage erah­nen lässt.

Moderierendes Fachpersonal ist sehr hilf­reich in Versammlungen und Besprechungen. Es sorgt für glei­che Redeanteile und dar­über hin­aus dafür, dass kei­ne Beziehungsstörungen ent­ste­hen sowie Gesagtes ver­stan­den wird – etwa durch Paraphrasieren oder Doppeln. Doch die­ser Aufwand ist für regel­mä­ßi­ge Meetings oft zu hoch, kos­tet zusätz­lich Zeit und Geld.

Reihum nach­ein­an­der reden

Abbildung: Seite 44 aus Buch Magic✯Meetings – Wie man in Besprechungen und Versammlungen zu trag­fä­hi­gen Ergebnissen kommt

Im Kapitel Wie Meetings anders ablau­fen kön­nen im Buch Magic✯Meetings (3), beschrei­be ich eine ein­fach zu prak­ti­zie­ren­de Art, wirk­li­ches Zuhören zu ermög­li­chen: Teilnehmende reden reih­um in der Reihenfolge der Sitzordnung. Jeder Person hat ihren Redeanteil und wird nicht unter­bro­chen. Wer nichts sagen will, gibt weiter.

Probiere es ein­mal in der Familie oder einer ande­ren Gruppe aus: Jeder kann zu einem Stichwort oder Tagesordnungspunkt ein paar Sätze sagen. Dann ist die nächs­te Person an der Reihe. Sie wird sich ent­schei­den, wie sie ihren Redebeitrag fül­len will: In dem sie auf die Vorreden ein­geht oder die eige­ne Meinung darstellt.

Diese Kommunikationsform der Urvölker hat beru­hi­gen­de Effekte auf das Miteinander und die Psyche der betei­lig­ten Menschen. Was könn­te hilf­rei­cher sein, wenn man gemein­sam zu Ergebnissen und Beschlüssen kom­men möchte?

Foto: Tom Müller | Yogi-Tee-Teebeutel-Orakel

Wer den oben genann­ten Abschnitt im Buch nach­le­sen möch­te, kli­cke oben auf die Abbildung der Buchseite!

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Quellen

  1. ›Zuhören ist der Sehnsuchtsort par excel­lence‹, Bernhard Pörksen im Gespräch mit Catherine Newmark …
  2. Erwachsenes Zuhören, von Jürgen Willmann …
  3. Magic✯Meetings · Wie man in Besprechungen und Versammlungen zu trag­fä­hi­gen Ergebnissen kommt …
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